GABRIELE WOHMANN

Gabriele Wohmann, geb. 21.5.1932 in Darmstadt, dort auch ihr Wohnort bis zum Tod am 22.5.2015. Seit Mitte der 1950er Jahre galt sie als Dramatikerin, Essayistin, Autorin von Hör- und Fernsehspielen, Erzählerin und Romanautorin als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Ihr Schreibstil, das "Wohmannisieren", wurde ihr Markenzeichen. 1977 war sie mit ihrem Mann in Badenweiler, dort entstand der Roman "Frühherbst in Badenweiler" (ersch. 1978). Wohmann hat sich offen zu ihrer Neigung zu Tschechow geäußert und 1985 eine große Tschechow-Anthologie herausgegeben. Sie wurde mit vielen literarischen Preisen und Auszeichnungen erhalten.

1977 in Badenweiler

Der Roman „Frühherbst in Badenweiler", den sie in Tschechows Sterbehotel im Kurort zu schreiben begonnen hatte und der ein vielbeachtetes Stimmungsbild der depressiven Stimmung der Nach-68-er Jahre, der "Herbst-Jahre", darstellt, nimmt auch auf Tschechow in Badenweiler Bezug. In den 1970er und 1980er Jahren war sie eine der meistgelesenen deutschen Autorinnen. Ihre über 100 Bücher bilden eine Chronik des frühen bundesrepublikanischen Lebens. Zur Einweihung des ersten Tschechow-Museums im Kurhaus Badenweiler 1998 hatte sie dem Museum Originalskripten und Originalfotografien vom Badenweiler-Aufenthalt 1977 geschenkt. 2002 war sie zum 70. Geburtstag in Badenweiler, dort las sie im 3. Internationalen Literaturforum des Museums in Zusammenarbeit mit dem SWR 2. Im Jahr 2012, zum 80. Geburtstag, hatte sie dem Museum erneut Archivmaterial geschenkt. Pläne, erneut zu einer Lesung nach Badenweiler zu kommen, scheiterten dann kurzfristig an ihrem Gesundheitszustand, der die lange Anreise nicht mehr erlaubte.

Wohmann hatte von Anfang an eine eigene Abteilung im Museum. Zum 80. Geburtstag, als sie nicht mehr nach Badenweiler reisen konnte, schrieb sie im Grußwort über den Kurort: "Badenweiler - mein Nostalgie, Sehnsuchts- und Heimatplatz." Und fügte dann hinzu: "Wie wir auf Badenweiler gekommen sind? Das weiß ich nicht mehr. Zufall. Es hatte nichts mit Bildung zu tun! Der Park spielte für diese erhebende Atmosphäre eine wichtige Rolle. Die Bäume! […] Badenweiler war etwas Herausgehobenes gerade durch den Kontrast. Einmalig. Unwiederholbar, ein bisschen, als würde man sich schon in einer anderen Welt befinden."

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki schrieb über sie: "Im Bereich der Kurzgeschichte gibt es im ganzen deutschen Sprachraum nur sehr wenige Schriftsteller, die Gabriele Wohmann auch nur gleichkommen." (Die Zeit)

Tilman Krause in Die Welt 19.5.2012: "Kein anderer Nachkriegsschriftsteller hat eine so umfassende und schattierungsreiche Chronik bundesrepublikanischen Lebens, Meinens, Fühlens vorgelegt wie die Pfarrerstochter aus Darmstadt".

Lesung in Badenweiler zum 70. Geburtstag